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Ein fast ausgefallener Winter

Amt Ludwigslust-Land

Fast konnte man in der ersten Februarhälfte schon den Frühling spüren. Erste Schneeglöckchen und Krokusse boten Farbtupfer zwischen trockenem Laub und auf grauen Rasenflächen, die nur noch ansatzweise das Grün des vergangenen Sommers erahnen ließen. Es schien so, als würde der Winter in diesem Jahr ausfallen und es gäbe einen besonders langen, aber direkten Übergang vom Spätherbst zum Vorfrühling. Doch in der zweiten Februarhälfte zeigte uns Väterchen Frost, dass er auch bei uns noch Winter kann und schickte uns polare Luft aus den Weiten Russlands.

Sicher geht es den meisten ähnlich, die wie ich zur Generation 50+ gehören, dass sie aus Kindertagen ganz andere Winter in Erinnerung haben. Da war es üblich, Ferientage mit dem Schlitten oder auf Skiern zu verbringen. Heutige Kinder haben höchstens noch einen Schlitten, den sie aber nur selten nutzen können. Und manche ziehen auch den PC in der warmen Stube vor. Aber das ist schon wieder ein anderes Ding. Und Kindern auf Skiern begegnet man heute wohl gar nicht mehr, es sei denn, man ist zum Winterurlaub in den Bergen. Angesichts dessen, dass es bei uns in den meisten Wintern kaum noch Tage gibt, an denen Skier überhaupt genutzt werden könnten, wäre eine nicht ganz billige Skiausrüstung hierzulande tatsächlich eine Fehlinvestition.

Sind dies Anzeichen der Klimaerwärmung? Um den offensichtlichen Eindruck mit Fakten zu belegen, werden nachfolgend Daten des Deutschen Wetterdienstes stellvertretend von der Wetterwarte Schwerin herangezogen. Um eine seriöse Aussage über die letzten Jahrzehnte zu ermöglichen, werden nachfolgend die Durchschnittswerte der Jahre von 1961 bis 1990 mit denen von 1981 bis 2010 verglichen. Beide Perioden umfassen jeweils 30 Jahre, wobei die zehn Jahre von 1981 bis 1990 zu beiden Zeitabschnitten gehören. Insgesamt geht es also um Tendenzen im Zeitraum eines halben Jahrhunderts.

Welche Erkenntnisse lassen sich nun aus dem Vergleich ableiten? Die Jahresdurch-schnittstemperatur hat sich von der früheren zur jüngeren Periode um 0,6 Grad auf nunmehr 9,0°C erhöht. In vier Monaten stieg das Monatsmittel sogar um ein Grad oder mehr. In keinem Monat sank das Mittel unter den früheren Wert.

Die Zahl der Frosttage, also Tage mit einem Temperaturminimum unter 0°C, sind von 79 auf 71 gesunken. Hingegen ist die Zahl der Sommertage, also Tage mit einer Höchsttemperatur über 25°C, von 22 auf 27 angestiegen.

Beim Niederschlag gibt es über das Jahr verteilt ein Plus von 20 mm. Anders als bei der Temperatur gibt es hier aber mehrere Monate mit geringeren Werten als früher.

Weitere Einzelheiten lassen sich aus dem beigefügten Klimadiagramm ablesen.

Die ersten drei Fakten bestätigen, dass die Erderwärmung auch bei uns stattfindet. Die Veränderungen bei den Niederschlägen haben gerade für die Landwirtschaft Auswirkungen. Wenn heute die trockenste Zeit des Jahres mit dem Beginn der Wachstumsperiode zusammenfällt, dann können negative Folgen für die Ernte entstehen. Hieraus ergibt sich die Aufgabe, Möglichkeiten für die Anpassung an die veränderten klimatischen Bedingungen zu erarbeiten. Hauptziel muss sein, den von Menschen gemachten Ursachen des Temperaturanstiegs entgegen zu wirken. Da sollte jeder seinen Beitrag leisten.

 

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